In seinem Wegweiser über die „Stille“ geht Erling Kagge auf das Staunen ein.
Mich fasziniert diese Eigenschaft des Erkennens und Erkundens spätestens, seitdem ich Kinder dabei beobachte, wie sie Neues für sich entdecken und allein durch Beobachtung lernen. Das wundernde und staunende „Ah!“ und das „Oh!“ in ihren Augen zu sehen ist für mich oft ein großes Geschenk, denn dabei lerne ich den Gegenstand der Betrachtung selbst nochmal aus einem anderen Blickwinkel kennen, erfahre, wie wundervoll oft Kleinigkeiten sein können und wie reich ich doch bin, so viel lernen zu dürfen.
Das Staunen ist der eigentliche Motor des Lebens.
(Kagge, E.: Stille.Ein Wegweiser, S. 12)
Die Kinder und Kagge überzeugen mich! Wenn ich staune, bringe ich mich selbst in meinem Verstehen und Lernen voran. Ich nutze den Motor des Staunens, um mich weiterzuentwickeln und mein Leben zu bereichern. Staunen eröffnet mir neue Wege, denn nach dem Staunen kommen die Erkenntnis und das Verstehen. Das Wunderbare am Staunen ist jedoch, dass es nicht gleich weitergeht mit dem Lernen, sondern dass es ein Moment des Innehaltens ist. Deshalb führt Kagge es auch in seinem Buch auf, in dem er die Stille sucht und uns Lesern Momente und Orte vorstellt, in denen wir Stille erfahren können, wenn wir ihr gegenüber offen sind. Auch dem Staunen gegenüber muss ich offen sein. Übergehe ich das Staunen, dann bleibt entweder die vorangehende Unkenntnis und die Frage bestehen oder ich Lerne nur im Sinne von Aufnahme – der Trichter wird gefüllt, ohne dass ich wirklich mit vollem Bewusstsein dabei bin. Bewusstsein, das ist das Schlüsselwort! Denn Staunen kann ja kaum bewusster sein. Wenn ich das Staunen zulasse, werde ich mir für einen kurzen Moment darüber bewusst, wie großartig das ist, was ich gerade betrachte. Ich weiß es nicht sicher, aber ich glaube, dass staunende Menschen einen stärkeren Motor haben, auch, wenn sie manchmal langsamer durch’s Leben „fahren“.