Mal ehrlich: Wer kennt das nicht? Das Hadern. Oh, es ist etwas, das einem so ganz plötzlich über den Weg läuft, was einen von hinten erwischt, was man lange als überwunden geglaubt hat, bis es einen dann plötzlich doch wieder einholt.
Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Hadern, frage mich, woher es kommt, warum man manchmal hadert, wann wir hadern und wann nicht und vor allem auch, wie man es schafft, weniger zu hadern – oder am besten gar nicht mehr. Denn, das ist leider klar, hadern ist erstmal mit eher unangenehmen Gefühlen verbunden – Neid, Angst, Unwohlsein, Unbehagen, ja sogar manchmal auch Missgunst. Wer möchte sich damit schon identifizieren? Aber ganz so krass muss es ja nicht sein und trotzdem ist es da, das Hadern mit sich, mit einer Entscheidung, mit einem Erlebnis …
Wenn ich nach Synonymen vom Wort „hadern“ schaue, fallen mir Begriffe ins Auge, die ich so gar nicht mit dem Hadern verbinde, wie ich es manchmal erlebe. So würde ich „mein“ Hadern niemals mit „sich betrogen fühlen“ oder „verbittert sein“ gleichsetzen wollen. Vielmehr ist es ein Gefühl, des „Sich-in-der-eigenen-Haut-nicht-Wohlfühlens“, des zu starken Vergleichens, des „Hin-und-her-gerissen-Seins“. Es sind kurze Momente, in denen ich mich dabei ertappe, das Hier und Jetzt nicht in seiner vollen Pracht und Schönheit wahr- und anzunehmen, sondern zugleich schaue, was ich hätte sonst noch haben, erleben oder machen können. Manchmal sind dies sogar Momente, in denen mein Leben oder die derzeitige Situation, in der ich mich befinde, besonders schön ist. Momente, in denen das Schöne vielleicht kaum auszuhalten ist und man sich deshalb nach rechts und links umschaut, was das Ganze eventuell hätte noch schöner machen können? Auf diese Frage habe ich bisher noch keine Antwort finden können. Trotzdem finde ich es spannend, mich dabei zu erleben und mein Verhalten, mein Denken dabei zu hinterfragen. Auf Andere mag ich dann vielleicht so wirken, als sei ich unglücklich und nicht zufrieden zu stellen. Ich kann das verstehen! Denn das Hadern reist uns Menschen ja aus unserem Leben heraus, aus dem Hier und Jetzt, aus dem gerade Erlebten. Und wenn dann sogar in einem eigentlich glückseligen Moment gehadert wird, kann das das Gegenüber verletzten, zweifeln lassen, verunsichern.
Ich glaube, soweit muss es aber nicht gehen. Ich glaube, das Hadern darf zu unserem Leben dazugehören, weil es so menschlich ist, weil es uns immer wieder auf uns zurückwirft, uns unsere Grenzen aufweist. Doch wird es zu viel, hadere ich zu oft, ertappe ich mich gerade in Momenten der Zufriedenheit und des Glücks beim Hadern, dann sollte es doch Wege geben, seine Gedanken und Gefühle auszutricksen, einen anderen emotionalen Weg einzuschlagen, dem Hadern vorzubeugen bzw. es in ein positives Gefühl umzuwandeln.
Ich bin noch auf der Suche nach passenden Möglichkeiten – und auf der Suche zu sein ist in dem Fall ja etwas sehr Schönes, weil ich so in Bewegung bleibe, ausprobieren kann, Neues entdecken und kennenlernen kann.
Hier zwei Klitzekleinigkeiten von mir, die ihr gern mal ausprobieren dürft:
Heute was Schönes erlebt: Ich habe eines meiner schönen Hefte aus meinen kleinen privaten Papeterie ausgewählt und es mein „Achtsamkeitsbuch“ getauft. Hierbei geht es in erster Linie um die Achtsamkeit, schöne Dinge des Tages wahrzunehmen. Nahezu jeden Tag notiere ich mir mindestens ein Erlebnis, das ich als schön empfunden habe, das mich bereichert hat, das mir gut tat, das mich glücklich gemacht hat. An erfüllten Tagen der Zufriedenheit ist das leicht – da fallen mir auch immer gleich mehrere Erlebnisse ein. Besonders schwer ist es manchmal an Tagen, die man am liebsten aus seinem Leben streichen möchte, die einfach nur blöd waren. Da ist es dann umso spannender, wenn man trotzdem etwas findet, das schön war, sei es noch so klein.
Was bringt’s? Indem ich mich auf das besinne, was mich am Tag erfreut hat, blicke ich auf MICH, auf MEIN Leben und auf MEIN Erleben, nicht auf Andere oder Anderes. So komme ich nicht ins Vergleichen und nicht ins Hadern, weil ich ja das Schöne einfach mal als schön festhalte.
Das Dankbarkeits-ABC des Monats: Inspiriert durch einen Artikel der ma vie habe ich mir ein Dankbarkeits-ABC angelegt. Jeden Monat schreibe ich das Alphabet untereinander und sammle an verschiedenen Tagen Begriffe oder Satzfetzen, die ich den einzelnen Buchstaben zuordnen kann. So bin ich z.B. dankbar für A ist gleich „Am Strand spazieren gehen“, für B ist gleich „Blogeintrag schreiben“ oder für C ist gleich „coole Party besucht“.
Was bringt’s? Ähnlich wie bei meinem Achtsamkeitsbuch fokussiere ich mich hier auf mich und all das, was mir ausnahmslos gut tut, wofür ich dankbar sein kann. Beim Schreiben und spätestens, wenn der Monat sich dem Ende neigt, stelle ich fest, wie viel Schönes ich in meinem Leben erfahre, was mir alles Gutes widerfährt, wie dankbar ich für all das sein kann. Das macht glücklich und das Hadern hat in diesem Moment wenig Chancen beachtet zu werden.
Das sind zwei meiner Versuche, dem Hadern zumindest ein wenig die Stirn zu bieten. Ein bisschen hilft es. Dennoch mag ich mich gern noch weiter mit diesem Thema beschäftigen und schätze es sehr, dass meine Gedankenexperimente es erlauben, stets weiterzuspinnen, innezuhalten, um dann wieder neue kleine Erkenntnisse festhalten zu können.
2 Kommentare
[…] mich entscheide, was ich aus welchen Gründen auch immer nicht auswähle. Vom Hadern schrieb ich hier bereits, ein für mich recht typisches Gefühl des Innehaltens und ein Gefühl, das mir schon so […]
[…] aber schon gern gesehen. Aber zum Glück gibt es ja jedes Jahr die Gelegenheit dazu. Wir wollen mal nicht hadern […]