Der Spätsommer hat begonnen! Nicht nur an dem Ende der Ferien, den kürzeren Tagen und dem anderen Licht kann man es merken, auch kulinarisch beginnt nun eine andere Zeit. Wenn die Beeren alle gepflückt sind, schießen die Pilze hervor. Dieses Jahr ganz besonders, denn der Spätsommer ist feucht, der Boden bleibt nass und trotzdem kommt die Sonne immer wieder mal zwischen den Wolken hervor. Beste Voraussetzungen für die Pilze!
Lange schon habe ich den Wunsch, selbst mal Pilze zu sammeln und diese dann in der eigenen Küche zu Leckerein weiterzuverarbeiten. Aber ich kenne mich gar nicht aus und ehrlich gesagt schrecken mich die vielen Nachrichten ab, die über missglückte Sammelaktionen berichten, welche in Vergiftungen diverser Art endeten. Aber wie gut, dass man immer wieder neue Leidenschaften, Talente und Fähigkeiten bei seinen Freunden entdeckt! Ich habe heute einen Einblick in die Philosophie des Pilzesammelns von einer Freundin aus Liebchens Kollegium bekommen – wunderbar!
Erst war da diese angenehme Stille des Waldes, die meinen Stress des Arbeitstages sofort vergessen ließ. Dann war da das Staunen über die Vielzahl an Pilzen, die sich auf dem Waldboden verteilt hatten. Wunderschön waren sie anzusehen und alle so unterschiedlich.
Ich bekam eine kleine Einweisung, auf welche Pilze wir es heute abgesehen hatten und welche ich aus gutem Grund lieber stehen lassen sollte. Und dann ging es los! Wir streunten jeder für sich quer durch den Wald, immer den Blick nach unten gerichtet auf das nasse, sattgrüne Moos, auf das verrottete braune Laub vom letzten Herbst und ins Dickicht der kleinen frisch gewachsenen Tännchen oder der Brombeerbüsche und Farngewächse. Allein dieser Anblick war Erholung pur und in dem Moment hätte nichts entspannter und angenehmer sein können als das. Immer wieder fand ich neue Arten von Pilzen, die ich leider alle nicht benennen kann, außer natürlich den Fliegenpilz, der stehenbleiben musste. Aber zum Glück hatte ich ja eine erfahrene Sammlerin dabei, die mir einiges erzählen konnte und mich vor möglichen Fehlern bewahrte.
Als Anfängerin hatte ich heute Glück und habe so einige genießbare Pilze sammeln können – hauptsächlich Butterpilze und Braunkappen, aber auch ein paar der begehrten Steinpilze waren dabei. Mein Eimerchen füllte sich nach und nach und bei jedem essbaren Pilz wuchs die Freude auf den nächsten Fund.
Gut zwei Stunden haben wir für unser Pilzesammeln gebraucht. Und dann fing die eigentliche Arbeit an…
Zu Hause angekommen, musste ich mich erstmal – ganz wichtig – von oben bis unten nach Zecken absuchen. Die kleinen Biesterchen stecken ja vorzugsweise genau da, wo ich heute überall hingekrochen oder hineingegriffen habe.
Das Eimerchen wurde entleert und ich habe die Pilze vom Dreck befreit. Dafür gibt es spezielle Bürsten, aber ich habe die weichere Seite meiner Gemüsebürste genommen und wenn man vorsichtig ist, funktioniert auch das sehr gut.
Dann galt es, die Pilze von Wurm- oder Schneckenstellen zu befreien. Was vom Pilz übrig blieb, habe ich zur weiteren Verarbeitung zur Seite gestellt bzw. direkt eingefroren. Die Pilzreste kamen in einen großen Topf und köchelten zusammen mit Wasser, Möhren, Lauch, Zwiebeln, etwas Brühe, Salz und Pfeffer 1 1/2 Stunden vor sich hin. Heraus kam ein vorzüglicher Soßenfond, den ich in einem Weckglas für den nächsten Braten oder die nächste Pilzsuppe aufbewahre.
Heute habe ich mit den Pilzen ein leckeres Rührei gemacht, was ich mit Kräutern vom Balkon, Speckwürfeln und etwas Kürbiskernöl verfeinert habe. Dazu eine Scheibe vom selbstgebackenen Roggenbrot mit Chiasamen und das Pilzmenü mit meinen ersten Sammelergebnissen war perfekt.
Zwar fühle ich mich noch nicht sicher genug alleine loszuziehen, aber wenn sich wieder einmal die Gelegenheit bietet, mit kompetenter Hilfe Pilze zu sammeln, ich würde es sofort wieder machen und kann es euch nur weiterempfehlen. Du wirst doppelt belohnt: Die Natur hilft dir dabei runterzukommen und die Köstlichkeiten deiner Küche bekommen nochmal einen ganz anderen Wert, wenn sie aus frischen und selbstgesammelten Zutaten bestehen. Probiert es aus und erzählt gern auch von euren Erfahrungen!