Im Rahmen der 7. BonnerKirchenNacht habe ich einen ganz ungewöhnlichen Ort für eine laue, sommerliche Kulturnacht aufgesucht. Unter der Kreuzkirche Bonn befindet sich ein Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg, den man bei besonderen Führungen oder Veranstaltungen besichtigen kann.
Eine kleine Ausstellung mit Infotafel und Zeitzeugenberichten führt durch die Räume unterhalb des Kirchenschiffs, die zum größten Teil in originalem Zustand erhalten blieben.
Die Räume wurden laut Informationen 1941 zu einem Luftschutzbunker ausgebaut, in dem 400 Menschen Platz finden konnten. Vor allem bei den verheerenden Angriffen auf das Bonner Stadtzentrum 1944/45 rettete diese Zufluchtsstätte zahlreichen Menschen das Leben.
Wieder so ein Ort, an dem du fassungslos und sprachlos da stehst und dir vorzustellen versuchst, wie es sich angefühlt haben muss, das Grauen des Krieges, all die Angst und den Schrecken hautnah miterleben zu müssen. Wie war das auszuhalten?
Besonders eindrücklich waren für mich die Berichte einiger Zeitzeugen, die in den einzelnen Räumen zum Andenken und Nicht-Vergessen aufrufen.
Als Kind mittendrin
Da war ein Kind, dessen Vater verwundet von der Front zurückkehrte und nun Verantwortlicher des Luftschutzbunkers war. Doch war der Papa durch die Folgen des Kriegs taub, weshalb das Kind ihm die Sirenen melden musste und dabei half, Signale weiterzugeben, Menschen zu warnen, die Türen zu schließen, das Schlimmste zu vermeiden. Man legte eine Telefonleitung direkt in sein Kinderzimmer, damit es Tag und Nacht benachrichtigt werden konnte und so das Signal zur Vorbereitung des Bunkers an seinen Vater weiterleiten konnte.
Wie Heringe in der Dose
Da war ein Bürger Bonns, der berichtet, wie man „wie Heringe in einer Dose“ zusammengepfercht im Raum stand, keiner konnte sich setzen, die Körper zitterten und bebten vor Angst, mitten unter ihnen der Pfarrer, keiner wusste, wie lange man so verweilen musste – unter ihnen Kinder, Mütter, Väter, Alte, Kranke …
Da war ein Raum, der Abort, mit lediglich drei Toiletten – für 400 Menschen!
Komplette Zerstörung
Ein Kind erzählt, wie es nach dem Angriff den Bunker verließ. Im Kirchenraum brannten die Bänke, die Kirche war komplett zerstört, alles lag in Trümmern. Draußen begegnete man Familienmitgliedern, die in anderen Bunkern der Stadt Zuflucht gefunden hatten. Alle waren tief verstört, man wusste nicht wohin, es war ja alles in Trümmern, weg, verbrannt …
An diesem Ort werden wir wieder mal an die Schrecken des Krieges erinnert. Er ist ein Mahnmal für all das Grauen, das Leid und die vielen Toten.
Wieder mal stehst du da und merkst: Das darf nie wieder passieren! Und doch weißt du sehr wohl, dass zwar du es hier in Deutschland ziemlich gut hast, dass dein Land 70 Jahre ohne Krieg ist, aber dass es längst nicht alle Menschen so gut haben wie du – die Angst, das Grauen, das Morden … Krieg ist noch immer für so viele der Alltag. Das darf nicht sein!
Es ist so wichtig, dass Orte wie der Luftschutzbunker unter der Bonner Kreuzkirche uns dies immer wieder vor Augen führen, uns ermahnen und die Erinnerungen unserer Familien weitertragen, damit wir nie vergessen, wie schrecklich sinnlos der Krieg ist!